Fastfood-Freunde und wie SAGES helfen kann
Vielleicht kennst Du das auch: Ich habe Freundinnen, die leben in einer anderen Stadt und wir treffen uns vielleicht ein- oder zweimal im Jahr. Zwischendurch telefonieren wir oder treffen uns virtuell. Der Austausch ist intensiv und ich habe dabei gar nicht das Gefühl, dass wir uns so lange nicht gesehen haben. Erfüllt zehre ich manchmal mehrere Tage von unserem tiefen Austausch.
Dann gibt es aber auch andere Freundinnen in meinem Leben, mit denen ich zum Teil auch schon sehr lange befreundet bin. Wir leben ganz in der Nähe und so treffen wir uns häufiger. Aber ich stelle seit einiger Zeit für mich fest, dass diesen Treffen irgendwie die Tiefe abhandengekommen ist. Klar, es gibt immer was zu erzählen, über Job, Kinder und Partner. Aber danach bleibt nicht viel. Für solche Treffen habe ich für mich den Begriff der „Fastfood-Freunde“ erfunden: Zwar sättigen Treffen mit diesen Freundinnen das Bedürfnis nach sozialem Kontakt. Aber der Sättigungseffekt bleibt – wie bei einem Burger mit Fritten – nur für kurze Zeit.
Aber woran liegt das? Sicherlich zum einen daran, dass auch wenn wir mal gemeinsam die Schulbank gedrückt haben, Menschen sich im Laufe der Jahre in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Das liegt an den konkreten Lebensumständen – Leben in der Stadt oder auf dem Land, Leben mit Partner:in oder ohne, Leben mit oder ohne Kinder etc. Diese äußeren Umstände prägen natürlich auch unsere Gedanken und Gesprächsthemen und das passt dann manchmal nicht mehr so gut zusammen. Welche Person ohne Kinder (außer Patentanten und Patenonkel) hört sich schon gern den Abend lang Geschichten über die blöden Lehrer der Kinder und Probleme mit den Hausaufgaben an?
Zum anderen können sich aber auch unsere Glaubensmuster verändern. Glaubensmuster werden überwiegend in unserer Kindheit durch uns nahestehende Personen geprägt und geben uns ein Leitbild für unser Verhalten und unsere Sicht auf die Welt. Glaubensmuster – die guten wie die weniger guten – können wir aber stets hinterfragen und haben damit die Chance, etwas an unserer Sichtweise über uns selbst und die Welt zu ändern. Fragen wie: „Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Wo möchte ich hin?“ beantworten wir aus unterschiedlichen Gründen heute vielleicht anders als noch vor 10 Jahren. Ja, sicherlich ist das eine Frage des Alters, der Umstände und manchmal auch die des wachsenden Verstandes. Vielleicht „passten“ Freundinnen früher zu uns, weil uns ähnliche Glaubensmuster verbunden haben, die sich nun aber fast unbemerkt im Laufe der Jahre verändert haben?
Wie gehe ich damit um? Es gibt unterschiedliche Möglichkeit mit dieser Entwicklung umzugehen. Bestenfalls schaffe ich es, die andere Meinung und Interessen einfach da sein zu lassen. Man muss ja nicht in allen Punkten übereinstimmen. Schwierig wird das allerdings, wenn die Differenzen tiefgehender sind und irgendwann wie ein Elefant im Raum stehen, so dass bestimmte Themen bewusst ausgelassen werden müssen, um nicht den Verlauf des Abends zu gefährden. Corona war und ist da so ein schönes Beispiel.
Einige Wegbegleiterinnen habe ich aber auch schon verloren – meist ohne klärendes Gespräch, es ist irgendwie einfach passiert. Da bleibt für mich aber ein ungutes Gefühl, die Angelegenheit ist nach wie vor ungeklärt. Ich habe mir vorgenommen, das in Zukunft anders zu machen. Es gibt eine wunderbare Methode, Konflikte anzusprechen namens SAGES (wie passend!). Dabei geht es darum die eigene Sichtweise, Auswirkungen auf die eigene Situation sowie die eigenen Gefühle zu schildern – ohne Vorwürfe oder Verallgemeinerungen. Um dann zu erfragen, wie die/der Gegenüber die Situation einschätzt und am Ende eine Schlussfolgerung zu ziehen oder eine offene Frage zu stellen. Dadurch kann ein guter und auch neuer Austausch mit der betroffenen Person entstehen. Wenn Du Interesse hast, unterstütze ich Dich gern bei der Vorbereitung eines solchen Gesprächs auf Grundlage von SAGES.
Eines habe ich für mich aber festgestellt, es gibt Tage, da habe ich richtig Lust auf einen guten Burger mit Pommes – warum kann es denn nicht ebenfalls zur Vielfalt des Lebens dazugehören auch „Fastfood Freunde“ zu haben? Wenn es zu ungesund wird, kann ich ja immer noch über SAGES nach Klarheit suchen – und wenn es sich dann immer noch nicht gut anfühlt, die Reißleine ziehen, ohne einen fahlen Nachgeschmack.